EKLAT IM FRIEDENSRAT:
Enthüllungsstory spaltet die Unterweltkoalition
Cosa Nostra und Koyoten setzen Untersuchungsausschuß durch
Neue Ermittlungen zu den "Netzer-Unruhen" angekündigt
Russen dementieren Vermittlung zwischen RVA und Friedensräten
(hc) Die vor zwei Tagen exklusiv im RUNNER'S RESORT Data Haven erschienene Story RED RAIN sorgt in Osnabrück für politische Furore. Nachdem erstmals Geheimverhandlungen zweier Friedensräte mit der Kommandoebene der Roten Volksarmee (RVA) während der Belmsker Blockade bekannt wurden, die russische Kreise vermittelt hatten, fühlten sich die verbündeten Italiener und Koyoten hintergangen und schlugen zurück: In der ersten Kampfabstimmung seit der letzten Wahl setzten sie mit Hilfe aller unabhängigen Friedensräte einen Sonderausschuß ein, der die damaligen Vorgänge jetzt untersuchen soll. Auch die seinerzeit eingestellten Ermittlungen zum Beginn der Netzer-Unruhen werden nun nach der Enthüllung der Hintergründe wieder von der Sichtec aufgenommen werden. Ratssprecher Putin und die von Russen beeinflußten Ratsmitglieder bezeichneten den von RUNNER'S RESORT veröffentlichten Insider-Bericht als "gezielte Desinformation von RVA- und Cyber-Terroristen" und wiesen sämtliche Vorwürfe scharf zurück. Innenrätin Wieselmann kündigte an, den Beschluß des Friedensrates schnell umzusetzen und der Sichtec "brutalstmögliche Aufklärung" zu verordnen.
Über vier Jahre hielt die mächtige Osnabrücker Unterweltkoalition (RUNNER'S RESORT berichtete). Doch nach dem Erreichen politischer Macht (RUNNER'S RESORT berichtete) und dem Sieg über über die gemeinsamen Feinde (RUNNER'S RESORT berichtete) genügte jetzt ein kleiner Funken, um die Lunte am Sprengsatz der alten kriminellen Rivalität wieder zu entzünden. Cosa Nostra und Koyoten haben es wohl als unglaubliche Respektlosigkeit und nachträglichen Bruch des Abkommens empfunden, daß die Russische Mafia noch kurz vor dem Einzug der Koalition in den Friedensrat versucht hatte, politisches Kapital aus dem Alleingang einer Separatlösung der Belmsk-Blockade (RUNNER'S RESORT berichtete) zu ziehen. Oder es ihnen wenigstens zugetraut, denn RUNNER'S RESORT hat in seiner Story weder Beweise vorgelegt noch die Namen der beiden Friedensräte genannt, die damals eine Unterhändlerin der RVA trafen. Allein das zeigt schon, auf welche Größe das gegenseitige Mißtrauen und der Futterneid auf die jeweiligen Stücke des geteilten Osnabrücker Kuchens bereits gewachsen sein müssen. Pack verträgt sich, Pack schlägt sich. Es kommt allein auf die Umstände an. Ohne gemeinsamen Feind, auf den man zusammen einschlagen könnte, muß man sich eben wieder gegenseitig an die Gurgel gehen.
Wirkliche oder gar "brutalstmögliche" Aufklärung ist daher vom Beschluß des Friedensrates oder den neuen Sichtec-Ermittlungen nicht wirklich zu erwarten. Allein die Friedensräte Ossendorf (Dodesheide, parteilos) und Abendroth (Fledder, NWU) betonten die "hohe Glaubwürdigkeit" der Enthüllungsstory und die gebotene Notwendigkeit von Untersuchungen "jenseits der Denk- und Handlungsverbote von Interessengruppen". Es läßt hoffen, daß beide in den Untersuchungsausschuß gewählt wurden, doch angesichts der mit Veto-Recht ausgestatteten Vorsitzenden Wieselmann (Wüste, parteilos) dürften sie nichts weiter als Feigenblätter der Wahrheitsfindung für Abrechnungen in der Unterwelt sein. Italiener und Koyoten stecken mit den russischen Ex-Partnern viel zu tief im Sumpf der gemeinsamen Taktiererei zwischen Politik und Verbrechen, als daß sie wirklich aufklären könnten oder wollten.
Über die Ein- und Besetzung des Gremiums wurde erst am späten Abend nach stundenlanger Debatte und Verhandlungen in Hinterzimmern entschieden. Viele Friedensräte mußten für die sehr kurzfristig einberufene Sondersitzung aus dem Weihnachtsurlaub geholt werden und so war die lange Debatte auch ein taktisches Kalkül, um zum Zeitpunkt der Kampfabstimmung personell vollzählig zu sein. Die Entscheidung fiel mit sieben zu fünf Stimmen denkbar knapp aus. Mit "Ja" stimmten Dr. von Stein aus Altstadt-Westerberg, alle fünf Räte aus Fledder und Wüste sowie der "Eiserne Heinrich" Ossendorf aus Dodesheide. Dagegen votierten neben Ratssprecher Putin aus Belm-Schinkel dessen Tochter Natascha und Weggefährte Bodenski aus Altstadt-Westerberg sowie die zwei Räte von Bramsche. Auch territorial näherte man sich also wieder deutlich den traditionellen Einflußsphären an.
Von der Untersuchung des Ausschusses zur Affäre um das konspirative Treffen zweier Friedensräte mit der RVA-Kommadoebene und der Sichtec-Ermittlung zum Beginn der Netzer-Unruhen ist übrigens ein Aspekt der Enthüllungsstory ausdrücklich ausgeklammert worden: Das Schwarzgeld aus dem Securitas-Raub der RVA wird kein Gegenstand irgendwelcher Verfahren sein, da entsprechende Vorwürfe verjährt seien. Man kann also vermuten, daß der ursprüngliche Besitzer durch einen "Ja"-Sager im Rat vertreten ist.
Es bleibt die Frage, wer die beiden Friedensräte waren, nach denen sicher nicht nur der Ausschuß suchen wird. Putin und seine Russen, die vorsorglich die gesamte Enthüllungsstory als Lüge und Rache der RVA diffarmierten, werden es wissen. Doch auf die gewohnte Art und Weise werden sie sich ihrer wohl kaum entledigen können: Zwei verunfallte oder verschwundene ehemalige oder vielleicht sogar noch amtierende Friedensräte wären jetzt so etwas wie ein Geständnis.
Ob der Bruch der Osnabrücker Unterweltkoalition in der Politik sich auch auf der Straße fortsetzen wird, ist im übrigen keine Frage, die sich wirklich stellt. Es ist allenfalls fraglich, WANN das passieren wird.