IM WESTEN NICHTS NEUES

Erstarrte Fronten im Osnabrücker Unterweltkrieg
Bizarrer Stellungskampf um Belmsker Enklave
"Dragow-Familie" herrscht von Gnaden der RVA

(hc) März 2102: Nach sechs Monaten des heiß begonnenen (RUNNER'S RESORT berichtete), aber sehr schnell abgekühlten Gangsterkrieges wird ganz Osnabrück von einer Allianz aus Russenmafia und Cosa Nostra kontrolliert. Wirklich ganz Osnabrück? Nein, eine kleine, aber relativ freie Schattenwelt-Enklave um den Belmsker Ostbunker-Komplex leistet unter ihrem Boss Sergej Dragow und mit Hilfe der kleinen Ostratten-Gang erbitterten Widerstand. Abgeschirmt von der Volkspolizei der RVA, die eifersüchtig über die Einhaltung einer strengen und nur gelegentlich gebrochenen Waffenruhe in "ihrem Distrikt" wacht, können sich die bereits als "Dragow-Familie" bezeichneten, engsten Gefolgsleute des neuen Mafiapaten in dieser bizarren Situation noch immer gegen ihre übermächtig scheinenden Gegner behaupten.

Doch trotz aller David-gegen-Goliath-Romantik ist es nur ein winziges und wenig einträgliches Territorium, über das die junge Belmsker Mafiafamilie gebieten darf: Der Ostbunker-Komplex, zwei Wohnblöcke und drei Straßen, begrenzt durch den alten Bahndamm, ein schon lange stillgelegtes Industriegelände und Posten der Volkspolizei - insgesamt kaum zwei Hektar Fläche mit dem Bunker als einziger wirklicher Einnahmequelle. Und der kleine David steht seinem großen Gegner auch nicht ganz so alleine gegenüber wie es zunächst den Anschein erwecken mag: Ohne die "wachsamen Friedenstruppen" der RVA hätte die deutsch-russische Mafia-Enklave wohl kaum so lange bestehen können. Ob die Volksarmisten tatsächlich nur, wie sie durch ihre "Organe" auf der Straße verlauten lassen, "neutral den Frieden wahren" und der Dragow-Familie somit lediglich ungewollt die zum Überleben notwendige Schützenhilfe leisten oder ob nicht vielleicht doch eine bewußte Unterstützung der Hintergrund ist, wie die neue RVA-konforme "Anti-Drogen-Politik" im Ostbunker vermuten läßt, kann eigentlich schon fast dahingestellt bleiben: Dragow und seine Familie werden auf die Roten nicht verzichten können - und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die RVA diesen Trumpf endgültig für sich ausspielen oder aber die Ostbunker-Enklave wie eine heiße Soykartoffel fallen lassen und damit zum Untergang verurteilen wird. Das "Gentlemen's Agreement" von Russenmafia und La Cosa Nostra scheint das Gebiet der Roten Volksrepublik und deren Regeln jedenfalls weitgehend zu respektieren und so sieht es danach aus, daß auch der Ausgang dieses nunmehr "kalten" Unterweltkrieges tatsächlich in erster Linie von der Gnade der RVA abhängig ist. Es wird sich zeigen, ob die selbsternannte Volksarmee in letzter Instanz ihrem traditionellen russischen Verbündeten die Treue hält oder sich doch für das Wagnis "Dragow-Familie" entscheidet.

Abseits der großen Gangsterpolitik hat sich im Alltag der Dragowschen Enklave dagegen nicht viel verändert: Die Geschäfte im Bunker laufen seit der Wiederöffnung fast wieder wie früher und auch die gelegentlichen "Grenzscharmützel" zwischen Ostratten und Koyoten als Stellvertreter der beiden Kriegsparteien sind nicht schlimmer oder häufiger als die entsprechenden Auseinandersetzungen zu Zeiten eines Igor Malenkov. Den Bewohnern der Friedensstadt scheint es größtenteils gleich zu sein, ob russische Mafiabonzen, italienische Amis oder rote Socken gerade den Ton angeben: Die Anziehungskraft des Ostbunkers als fester Institution der Osnabrücker Schattenwelt bleibt ungebrochen. Nichtsdestotrotz wird die Szene zukünftig noch mehr als zuvor darauf achten müssen, mit wem sie Geschäfte machen kann und darf - viele involvierte Kriegsparteien implizieren auch eine Vielzahl von Fallstricken, in die der ahnungslose Schattenläufer und Sprawltourist wohl jederzeit ungewollt geraten kann: RUNNER'S RESORT wird daher die Finger am Puls der Zeit behalten und die Augen und Ohren nicht von den zweifellos interessanten Entwicklungen an den Fronten dieses kalten Krieges abwenden!

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